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Pelzmann

Tim schrieb :

Pelzmann und ich liefen uns das erste Mal auf der Autobahn über den Weg.
Halt! Stimmt nicht ganz. Ich saß im Auto, wie immer hektisch bemüht das Büro einigermaßen pünktlich zu erreichen und er, ja also er hockte an der Autobahn auf der ich prompt im Stau stand und mich ärgerte.
Während meine Finger auf dem Lenkrad trommelten fiel mir ein helles für mich erst undefinierbares Ding an der Leitplanke auf. Es war noch ziemlich schummrig an diesem kühlen Morgen und ich nahm anfangs an, Opfer einer Sinnestäuschung zu sein. Doch so oft ich auch meine Augen zusammen kniff, dieser Fleck blieb an Ort und Stelle.

Nur sehr langsam kroch die Blechlawine vorwärts, nervös fummelte ich am Radio herum, suchte den Verkehrsfunk und schimpfte schrecklich vor mich hin. Mein Blick fiel auf das Telefon.
Sollte ich tatsächlich wieder im Betrieb anrufen müssen, wieder sagen, ich würde zu spät kommen?
Die Aussicht durch die Frontscheibe versprach alles außer Pünktlichkeit.
Verfluchte Sch....!
Ich hatte das Handy schon am Ohr als mir wieder dieser helle Fleck am Straßenrand auffiel.
Du lieber Himmel, saß da ein Hund?
Das konnte nicht sein!

Ich sah genauer hin und vergaß meinen Anruf. Da saß tatsächlich ein kleiner Hund!
Er hatte helles Fell, ein dunkles Gesicht und war vielleicht Fuchsgroß, mehr erkannte ich noch nicht. Wo war sein Herrchen oder Frauchen? Musste da wo möglich einer ganz dringend in den Busch?
Ich grinste und hielt Ausschau nach einem am Rande parkenden Auto. Fehlanzeige.
Das verwirrte mich.
Der Stau schob sich langsam an dem Tierchen vorbei.
Bald war ich auf seiner Höhe. Niemand schien diesen Hund zu vermissen oder ihn wenigstens zu beachten. Er saß da angebunden an der Leitplanke und wirkte auf mich völlig verloren.

Als ich näher kam fiel mir sein zerknautschtes Gesicht auf, er zitterte, es waren ganze vier Grad draußen! Welcher Idiot knotet seinen Hund bloß an der Autobahn an?, dachte ich und suchte das Gelände ab.
Nichts außer Stau, Stau und nochmals Stau.

Irgendwie tat dieser Hund mir fürchterlich leid. Er musste doch zu irgend jemanden gehören?
Wollte sein Besitzer ihn vielleicht los wer...? Nein, schnell schob ich den Gedanken weg, so was macht doch keiner.
Jetzt stand ich genau neben ihm.
Warum kam denn bloß niemand?
Die Uhr tickte, in zehn Minuten musste ich vor Ort sein.
Das würde ich nie schaffen, selbst wenn ich jetzt eine Boeing unter dem Hintern hätte.
Wieder blickte ich zu dem frierenden Etwas.
Herr je, warum holt diesen Köter denn keiner ab?

Plötzlich ruckte der Wagen vor mir und zuckelte los. Endlich! Es ging weiter!
Langsam fuhr ich an ihm vorbei.
Hoffentlich findet dich jemand, dachte ich und seufzte.
Ich wollte nur noch ins Büro, weg von diesem Ort und meinen schlimmen Befürchtungen.
Es rollte wieder. Den kleinen Kerl ließ ich hinter mir, da an dieser Leitplanke.
Was sollte ich auch machen?
Mist, was wenn niemand...was wenn er da...würde er verhungern, erfrieren, verdursten??
Ich schüttelte mich.
Nein, ich konnte doch nicht..., ich wusste doch gar nicht..., ich...keine Zeit und....es reichte, ich zog raus auf den Seitenstreifen und hielt an.

Dann rannte ich zurück.
Ich wusste, mein Chef würde mich kreuzigen, meine Frau mich verlassen, meine Wohnung wäre in Zukunft verwüstet und ich als Penner enden - egal, ich konnte einfach nicht anders.
Da saß er dann vor mir, seine riesen Augen blickten mich schüchtern an.
"Komm mit, du Pelzmann, komm bloß mit, wer immer du auch bist!"
Den Hund auf dem Arm lief ich zurück, rein ins Auto und das Telefon ans Ohr.
Plötzlich wusste ich was ich tun musste.

Ich rief meinen Chef an, schob eine fette Erkältung vor und tat mächtig leidend. Zu meinem Glück hatte ich seine Frau an der Strippe, die mir meine Geschichte sofort abkaufte.
Danach fuhr ich ins Tierheim. Dort teilte man mir mit, dass Pelzmann ein Mops sei.
Danach wurde er von einem Tierarzt untersucht.
Geschwächt war er, niemand konnte sagen wie lange er an der Autobahn gesessen hatte. 
Und er fror schrecklich. Wir tauten ihn unter einer Wärmelampe auf, auch bekam er ein Stärkungsmittel.
Die Tierärztin erzählte mir, dass dies leider kein Einzelfall sei, die Leute lassen sich die unmöglichsten Dinge einfallen, ihre Tiere zu entsorgen. Also ich bin wirklich keine sensible Seele aber das tat mir dann doch sehr weh.

Natürlich nahm ich Pelzmann mit zu mir.
Anfangs wurden mein neuer Kumpel und ich noch vom Tierheim betreut denn wenn ich ehrlich sein soll, ich hatte bisher mit Tieren wenig zu tun und von Hundeerfahrung konnte erst recht keine Rede sein.
Dennoch, Pelzmann und ich wurden ein super Team.
Und nein, ich wurde weder gekreuzigt noch von meiner Frau verlassen, eher überrascht als sie eines Abends mit einem zweiten Pelzmann vor der Tür stand.
Jetzt nach vier Jahren darf ich von einer glücklichen Familie sprechen, zwei Möpse und ihre Menschen...






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