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Norbert schrieb uns folgenden Bericht :

Der Haken beim Angeln oder meine Tochter Ilka

Ich bin passionierter Angler...naja, ich war es.
Seit Generationen fährt unsere Familie an den Wochenenden oder eben im Urlaub nach Mecklenburg. Die herrlichen Landschaften dort hatten es schon Großvater angetan, von den riesigen Seen ganz zu schweigen.

Ein ruhiges Plätzchen in einem Boot auf dem Wasser ist für mich Erholung pur.
Natürlich mussten Angel und Kescher immer mit.
Angeln war eben unsere Leidenschaft, wobei dieses Wort heute für mich eine gänzlich andere Bedeutung hat.

Meine Tochter Ilka ist jetzt sieben.
In diesem Sommer wollte sie wie immer mit raus auf das Wasser.
Ein Kumpel hatte mir einen Tipp gegeben, ich war auf Friedfisch aus.
So machten Ilka und ich am Schilfrand fest und legten los.
Was soll ich sagen, drei kapitale Rotfedern brachten wir nach Hause und meine Frau zauberte daraus ein Festmahl. Ilka aß munter ihren Fisch, wurde aber ungewöhnlich still.

Abends spielen wir oft Brettspiele oder Karten zusammen, Ilka ist sonst immer mit heller Begeisterung dabei doch diesmal hatte mein Mädchen irgendwie keine Lust und verkroch sich in ihr Bett. Wir fanden das ungewöhnlich doch als wir nach ihr sahen schlief sie bereits.

Am nächsten Morgen wollte ich wieder raus.
Ich hatte mein Zeug schon zusammen, wer fehlte war meine Tochter.
„Kommst du heute nicht mit?“, fragte ich sie nachdem ich sie in ihrem Zimmer fand.
„Nö, keine Lust.“

Na nu? So kannte ich mein Kind gar nicht.
Nach einigem Hin und Her willigte sie dann doch ein und wir fuhren endlich los.
Der See war spiegelglatt, weich glitt das Boot durch das Wasser während die Sonne unsere Rücken wärmte.
Ich fühlte mich pudelwohl.

Wir machten wieder an der gestrigen Stelle fest und versuchten es erneut.
Doch es gab einen Unterschied, Ilka half sonst immer mit, die Angel fertig zu machen, doch jetzt lag sie bäuchlings im Boot und spielte mit ihren Fingern im Wasser herum.

Dann der erste Biss.
Wieder eine Rotfeder!
Stolz zog ich das Tier aus dem Wasser, zeigte es Ilka und tat es in den Kanister.
Die Rotfeder schwamm dort ein wenig herum während mein Mädchen sie still beobachtete.

Plötzlich fing Ilka an zu weinen.
Erschrocken beugte ich mich zu ihr und fragte nach dem Grund.
„Papa, der Fisch hat Aua am Mund!“
Ilka zeigte auf die Rotfeder während ihr die Tränen die Wangen hinab kullerten.
Ich schluckte. „Ach Ilka“, sagte ich, „So ein Fischlein merkt das doch gar nicht.“
Mein Kind schluchzte weiter.
„Aber Papa, wenn ich mir den Haken in den Mund steche tut mir das doch auch weh.“
Ich schwieg.
Darüber hatte ich zu meiner Schande noch nie nachgedacht.
Wir redeten noch ein bisschen, ich versuchte sie zu beruhigen, Ilka jedoch blieb untröstlich.

Es endete damit, dass wir den Fisch wieder ins Wasser ließen.
Die Rotfeder lag eine kurze Weile auf der Seite, um ganz plötzlich sich umzudrehen und los zu schwimmen.
Meine Tochter sah lange auf die Stelle wo der Fisch verschwunden war, dann blickte sie mich aus ihren verweinten Augen an und sagte: „Jetzt kann sie wieder bei ihren Freunden sein!“
Schweigend fuhren wir zurück und ich alter Haudegen hatte auf einmal Mühe meiner kleinen Tochter in die Augen zu sehen.

 Meine Frau wunderte sich über meine kleinlauten Erklärungsversuche. Doch Ilka kam mir zuvor. „Papa hat heute einem Fisch das Leben gerettet, der hätte sonst sterben müssen und das tut ihm doch weh.  Wir können doch auch Eierkuchen essen.“
Meine Frau staunte erst Bauklötze dann lachte sie schallend.
„Deine Tochter ist cleverer als du“, zwinkerte sie mir zu.
Weiß Gott, sie hatten recht, meine Mädels.

Abends beim Gute Nacht sagen kam Ilka noch einmal zu mir geschlichen, kroch ganz dicht an mein Ohr und flüsterte: „Dafür kommst du in den Himmel Papa!“

Ganz ehrlich, dass kann einen alten Mann schon nun ja, sagen wir mal rühren..
Meine kleine Tochter machte an diesem Abend tatsächlich (fast) eine Heulsuse aus mir!

Ich weiß bis heute nicht wie weh einem Fisch so ein durchgebohrter Haken durch das Maul tut, es heißt in diesem Bereich spürt er nichts aber wer hat das den schlauen Forschern eigentlich erzählt, der Fisch selbst?

Ich esse immer noch gerne Fisch und ich fahre immer noch gerne raus beides heute aber mit Bedacht.
Das Angeln habe ich aufgegeben, nicht nur meiner Tochter zuliebe.

PS: der Himmel soll man noch n bissgen warten

Gruß Norbert

 

 

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